Hossa, Hossa…Valdemossa

„Wer Valdemossa nicht gesehen hat, hat Mallorca nicht gesehen…“, so hochlobend kündigte unser Reiseführer die Künstlerstadt mitten im Tramuntana-Gebirge an. Unsere Erwartungen an unser heutiges Tagesziel waren dementsprechend hoch. Aber von Vorne: 08.30 Uhr Frühstück, 09:30 Uhr Tasche packen und um 10 Uhr ging sie los, unsere Tagestour durch das Tramuntana Gebirge nach Andratx, Valdemossa und Deia.
Heute ist Feiertag in Spanien, das Fest des hl. San Pere. Der Reiseführer hatte vermeldet, dass zu diesem Anlass eine Schiffsprozession im Hafen durchgeführt wurde. Jedoch war diese weder unserer Rezeptionistin, welche in Andratx wohnt, noch ihrem Kollegen und der Lokalzeitung bekannt. In Andratx war zunächst auch nichts davon zu sehen. Erst der Ortsausgang verabschiedete uns mit bunten Girlanden und Fähnchen. Jetzt war klar, Prozession: Ja, aber Schiff: Nein. Und nach dem Ortsausgang ging es dann los: 2. Gang rein und hoch auf den Berg. Wer diese Straße geplant hat, hatte viel Spaß an Serpentinen. Andre hatte ihn jedenfalls auch! Belohnt wurde der Kurvenmarathon mit fantastischen Ausblicken auf die raue Westküste Mallorcas. Auf der Strecke hatten wir kaum andere Autos gesehen und waren daher davon ausgegangen, dass wir rechtzeitig vor dem großen Ansturm unterwegs waren. Nach etwa einstündiger Fahrt und zahlreichen Fotostopps erreichten wir Valdemossa. Alter Spanier, wo kommen denn plötzlich die Tausenden von Touristen her? Jetzt war auch klar, warum wir kaum jemanden auf der Strecke gesehen hatten. Die Touristen waren alle schon da. Die Parkplatzsuche war entsprechend vergleichbar mit dem letzten Adventssamstag in der Paderborner Innenstadt! Wir hatten dann irgendwann aber doch Glück, parkten unseren Wagen und schlenderten hungrig in die Dorfmitte. Laut Reiseführer pilgern die Mallorkiener unter anderem wegen der berühmten Kartoffelkrapfen nach Valdemossa. Wir kamen daher nicht drum herum in der nächsten Bäckerei einen dieser Krapfen zu ordern. Dabei sprangen uns in der Auslage zahlreiche Pasteten ins Auge die einfach zu köstlich aussahen, um sie nicht zu probieren. Einen Krapfen und eine Pastete porvavor! Gacias! Beides war so köstlich, wie es aussah und ist absolut weiterzuempfehlen! Gestärkt ging es dann im Schlenderschritt auf den Pfaden von Chopin durch die Dorfmitte und den schön angelegten öffentlichen Garten hinter der Kirche. Unser Reiseführer hatte nicht zu viel versprochen. Das blühende Städtchen am Berghang hat schon Flair. Ob dies allerdings auch für den Hochsommer gilt, wenn sich noch mehr Touristen durch die Gassen drängen, wollen wir uns mal nicht vorstellen.

7,5 Kilometer, nur einen Katzensprung von Valdemossa entfernt, liegt Port Valdemossa. Ein Abstecher sollte also schnell absolviert sein. Denkste! Die 5 km verteilen sich auf gefühlte 1000 Höhenmeter und ebenso viele Serpentinen. Auch wenn der Weg durchgehend über einen Mittelstreifen verfügt, ist er teilweise so schmal, dass nur ein Auto hindurch passt und die Serpentinen so eng, dass man erst im letzten Moment erkennt ob jemand von vorn kommt. Drehen ausgeschlossen! Einmal auf der Straße mussten die 5 km bewältigt werden. Uns blieb also nicht anderes übrig als vor jeder Kurve per Hupe auf uns aufmerksam zu machen und zu hoffen, dass wir nicht stecken blieben. Zum Glück wurden unsere Gebete erhört und wir kamen heil unten am Hafen an. Dieser lässt sich mit 2 Worten beschreiben: Völlig unspektakulär! Doch hier war das erste mal genügend Platz, um zu wenden und den Hang wieder in umgekehrter Richtung zu erklimmen.

Wir hatten daher die Hoffnung, dass uns Deia, der letzte Stop auf unserer Tour, für die Strapazen entlohnen würde. Der Ort gehört immerhin zum Weltkulturerbe. Von Valedemossa kommend, konnte der Anblick bei der Einfahrt allerdings noch nicht Begeisterungsstürme unsererseits sorgen. Aber wir hatten ein Café entdeckt und legten daher eine Cafe con Leche Pause ein. Ob es die Pause, der Kaffee oder die Fahrtrichtung war, können wir nicht sagen aber beim Verlassen sprang der Charme des kleinen Ortes auf uns über. Jetzt konnten wir nachvollziehen, warum Künstler, Schriftsteller, wie der Engländer Robert Graves und die UNESCO an dem Ort gefallen gefunden haben mussten. Mit den malerischen Eindrücken ging es dann über die Schnellstraße wieder zurück zum Ausgangspunkt unserer Tages-Tour. Rückblickend war an diesem Tag wohl eher der Weg das Ziel.

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